"O Herr, wenn ich Dich aus Angst vor der Hölle liebe, verbrenne mich dort, und wenn
ich Dich in der Hoffnung auf das Paradies liebe, schließe mich dort aus, ...
... doch wenn ich Dich aus Liebe zu Dir selbst liebe, entziehe mir nicht Deine göttliche Schönheit."
Dies ist eines der schönsten Gebete der reinen Gottesliebe, welches ich kenne. Es stammt aus dem 8. Jh. Dieser Gedanke findet sich auch bei vielen Mystikern des späteren Mittelalters und der Neuzeit – besonders eindrücklich etwa bei Theresa von Ávila und bei Johannes vom Kreuz. Aber auch schon Franz von Assisi und Thomas von Aquin beten in ähnlicher Weise.
Was macht dieses Gebet nun so besonders? Es war eine Muslima, die so betet. Rābiʿa al-ʿAdawiyya al-Qaysiyya war eine muslimische Mystikerin, die für ihre brennende Liebe zu Gott bekannt war. Auch, wenn ich nicht alle ihre Glaubensvorstellungen teile, fühle ich mich ihr nahe. Oder anders und ehrlicher: Auch ich sehne mich danach, diese reine und selbstvergessene Liebe zu Gott zu suchen.
Frank Martin
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