Was ich mir wünsche

Ich habe viele Wünsche. Viel mehr als drei. Aber von dreien will ich an dieser Stelle berichten. Ich wünsche mir, dass die Urlauber in der Dahlener Heide, die sich mit den "Asylanten" in der Nähe ihres Hotels nicht richtig erholen können (so sagen sie), nachts eine Autopanne haben (im Funkloch wohlgemerkt) und ...

... es einer von den "Asylanten" ist, der zufällig vorbeikommt und das Auto reparieren kann.

Ich wünsche mir, dass alle die ihre Vorurteile gegen "Neger" und "Fidschis" und "Zigeuner" pflegen, eines Morgens aufwachen und sich als einzige Weiße in einem afrikanischen Dorf südlich der Sahara wiederfinden ohne die Möglichkeiten dort schnell wieder zu verschwinden.

Und allen, die es falsch finden, wenn Frauen Frauen lieben oder Männer Männer begehren, wünsche ich, dass ihre Tochter eines Tages zu ihnen kommt und sagt: "Papa, Mama, ich habe mich in eine Frau verliebt. Ich war noch nie so glücklich in meinem Leben. Freut ihr euch mit mir?"

Ich wünsche mir ... oder auch nicht. Denn das sind ja gemeine Wünsche. Es ist gemein, jemandem eine Autopanne zu wünschen. Es ist gemein, sich jemanden als einzige "Weiße" in einem afrikanischen Dorf  vorzustellen  und sich auszumalen, wie sie dort schief angesehen und im schlechtesten Fall selber mit harten Vorurteilen konfrontiert werden würde. Und welchem Vater und welchem Kind wünscht man ernsthaft, sich in dieser existentiellen Konfliktlage wiederzufinden?

Aber: Ich glaube, dass sich bestimmte verkrustete Vorstellungen nur durch Erfahrungen aufbrechen lassen - Erfahrungen, die uns beispielweise zwingen die Perspektive zu wechseln und sich mit den Betroffenen zu identifizieren. Und so etwas wünsche ich mir. Weil sich nur so etwas ändern kann.

 

Kathrin Mette

 

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