von Anna-Maria Busch, Pfarrerin in Kühren-Burkartshain und Wurzen
Gerne hätte ich heute etwas „Erbauliches“ geschrieben – von meinem Glauben an einen Gott, der trägt und hält und liebt. Doch ich bin herausgefordert durch meinen Glauben, von meinem Gott,
Stellung zu beziehen.
Wurzen hat es mal wieder in die überregionalen Nachrichten und Printmedien geschafft, womit alle Klischees erfüllt wären: Wurzen, das sind Kekse, Ringelnatz und eben Rechtsradikale.
Dass und wie ich mich als Christin den Rassisten gegenüber positioniere ist eindeutig, denn:
Klar ist für mich, dass jeder Mensch, unabhängig von seiner Herkunft, als Ebenbild Gottes geschaffen wurde.
Klar ist für mich, dass ich als Christin mit Juden und Jüdinnen unlöslich verbunden bin.
Klar ist für mich, dass mich Jesus herausfordert: „ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25,35). Die Kirche Jesu Christi kennt keine nationalen und ethnischen Grenzen.
Klar ist für mich, dass pluralistisch-demokratische Prozesse grundlegend für unser Miteinander sind. Sie sind die angemessene Form auf alle theologischen Erkenntnisse.
Klar ist auch, dass ich mich solidarisiere mit allen, die in dieser Zeit mitmenschlich handeln: die politisch Verantwortlichen dieser Stadt, das Netzwerk für demokratische Kultur und die vielen Ehrenamtlichen.
Also ziemlich eindeutig alles: wir als die christlich-sozialen Humanisten und die anderen.
Mitnichten! Denn rechtsnationale und rechtsradikale Gedanken und Aussagen finden sich auch in unserer Mitte, in unseren Kirchgemeinden, bei Menschen, die ich mag. Wie oft werden rassistische, juden- und fremdenfeindliche Aussagen überhört und in kirchgemeindlichen Zusammenkünften übergangen – um des faulen Friedens willen. Wir sind ja nur noch so wenige Christen im Leipziger Land, dann lieber nicht streiten.
Nächstenliebe, unser Glaube verlangt Klarheit und offensichtlich auch Konfrontation. Von uns allen. Immer wieder. Das ist anstrengend, erfordert Mut und Kraft. Kraft, die wir im Gebet finden:
„Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens, dass ich liebe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt; dass ich verbinde, wo Streit ist; dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist...“ Amen.
Dieser Text wurde auch in der LVZ und auf der Website des Kirchenbezirks abgedruckt.
Wir danken der Autorin für die Genehmigung zum Abdruck.
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